Die Pflege des Lagotto.

In der Rassebeschreibung für den Lagotto Romagnolo liest man recht häufig, dass der Lagotto ein pflegeleichter Hund ist, da er durch seine wollene Haarstruktur nicht haart und auch nicht gebürstet werden muss, sondern einfach nur ein paar Mal im Jahr geschoren wird. 

 

Leider kann ich das nach meinen mittlerweile zwanzig Jahren Lagotto-Pflege so nicht unterschreiben. 

Es stimmt zwar, dass der Lagotto nicht wie andere Rassen abhaart, da abgestorbene Haare in den Locken hängen bleiben und nicht ausfallen. Daher hat man nicht ständig überall Hundehaare in der Wohnung. Aber gerade deshalb neigt das Fell auch zum Verfilzen, wenn man es nicht richtig oder gar nicht pflegt. Außerdem bleibt im Wollhaar des Lagotto alles hängen was sich so in Feld und Flur finden lässt... (Kletten, Grannen, Grassamen usw.). Auch wird kein Lagotto vor einer Schlammpfütze Halt machen und auch der Kuhfladen oder die Pferdeäpfel sind eine Verlockung, in der man sich nur zu gerne wälzt...

Wie das Fell eines Lagotto nach einem solchen Bad aussieht kann man sich vorstellen. Bis man zu Hause ist, ist vielleicht wieder alles getrocknet, aber um ein sorgfältiges Ausbürsten oder sogar Vollbad wird man nicht herum kommen.

 

Somit ist ein Lagotto mit gepflegtem, lockigem, nicht verfilztem Haar meiner Ansicht nach sogar recht pflegeaufwendig, vor Allem dann, wenn man vor hat, mit dem Hund die eine oder andere Ausstellung zu besuchen.

 

Möglichkeit 1-  einfachste Pflege: Sie lassen Ihren Lagotto alle 10-12 Wochen auf 7 - 9 mm scheren. Dann braucht man die Bürste tatsächlich nicht so oft zur Hand zu nehmen und dadurch, dass das Fell nicht so lang ist, bleibt auch nicht so viel drin hängen. So behandelt hat der Lagotto Romagnolo wirklich ein relativ pflegeleichtes Fell mit allen oben beschriebenen Vorteilen und sieht auch gepflegt aus. Allerdings sieht er nicht so aus, wie auf den vielen Bildern von rassetypisch geschnittenen Hunden. Um ein etwas schöneres Ergebnis zu bekommen, könnte man den Hundefriseur bitten, das Haar an den Beinen und dem Kopf mit der Hand zu schneiden und etwas länger zu lassen. 

Dieses Vorgehen würde ich auch empfehlen, wenn der Hund in 3-4 Monaten ausgestellt werden soll. Denn das Haar an den Beinen und am Kopf wächst etwas langsamer als am Hals und Rumpf. Soll also am Kopf und Beinen, passend zum Körper mehr Volumen sein, darf es nur mit der Hand geschnitten werden und Sie müssen sich darum kümmern, dass sich gerade an den länger gelassenen Partien kein Filz bildet (heißt: bürsten und kämmen!). 

Soll ein Lagotto ausgestellt werden müssen sie in Kauf nehmen, dass ihr Hund einen üppigen, entsprechend langen Bart hat.

O.K.- mit solch einem Bart wird ihr Hund am Tag zig mal beim Trinken ins Wasser tauchen und entsprechende Tropfspuren hinterlassen und er wird nach dem Fressen auch mal gereinigt und auf jeden Fall ein paar Mal in der Woche ausgekämmt werden müssen… Aber einem Schnauzer würde schließlich auch keiner den Bart abrasieren, nur weil er unpraktisch ist!

 

Im Gegensatz dazu tun mir die Hunde leid, deren Fell auf Grund mangelnder Pflege verfilzt ist. Manche Hunde erscheinen regelrecht "zugewachsen", wenn sie dann alle dreiviertel Jahre mal beim Hundefriseur erscheinen. Abgesehen davon, dass es trotz Waschen und Auffönen oft gar nicht mehr möglich ist, solche Hunde noch auf 7 oder 9 mm zu scheren, weil der Scherkopf nicht mehr unter den Filz kommt, ist es manchmal verwunderlich, dass sich solche Hunde nicht unentwegt kratzen, sondern sich anscheinend damit abgefunden haben, dass alles Mögliche an Grannen, Grassamen etc. unentwegt in die Haut sticht. Schlimm ist es oft an Stellen wie unter den Achseln, da sind solche Hunde sogar oft wundgescheuert und haben eitrige Entzündungen. Die Folge solcher nicht vorhandenen Pflege ist dann, den Hund komplett auf 3mm runter scheren zu müssen. Stundenlanges Entfilzen und Ausbürsten wäre sicherlich möglich, ist aber etwas, das ich keinem Hund zumuten würde.

 

Möglichkeit 2- aufwendigere Pflege: Diejenigen, die ihren Lagotto in Ausstellungskondition halten wollen oder einen Lagotto mit "mehr Fell" einfach schöner finden, müssen etwas mehr tun. In der Regel kann man sagen, dass das Haar am Körper und am Hals etwas kürzer sein soll als an den Beinen und am Kopf, der mit dichtem Backenfell, üppigen Augenbrauen und einem dichten, nicht zu kurzen Bart eher stumpf und rund wirken soll. 

Man kann sich vorstellen, dass ein volles Lockenkleid immer mal wieder gebürstet und gekämmt werden muss, um nicht zu verfilzen. Das bedeutet alle 7-14 Tage einmal gut durchzubürsten und zu kämmen, ansonsten das längere Haar am Kopf und den Beinen täglich zu kontrollieren und bei Bedarf unerwünschte Partikel und Knoten vorsichtig mit Kamm und Bürste zu entfernen. Ein Lagotto im Ausstellungskondition wird nicht geschoren, sondern komplett mit der Schere in Form geschnitten. 

Um die Kondition zu halten, wird der Hund auch regelmäßig mit geeignetem Shampoo/Conditioner gebadet und nach dem Trocknen in Form geschnitten.

Um das Kämmen zu erleichtern und der Bildung von Knoten vorzubeugen, gibt es entsprechende Sprays, die sowohl auf dem nassen als auch trockenen Hund angewendet werden können. Des Weiteren sollte es vermieden werden, das der Hund längere Zeit nass ist. Im Sommer ist das kein Problem, eine Stunde in der Sonne und der Hund ist wie neu. 

Im Winter sollte das Trocknen jedoch mit einem Fön beschleunigt werden. A. ist es sicherlich nicht gesund für den Hund, bei zu kühlen Temperaturen stundenlang feucht zu sein und sich eventuell noch zu verkühlen und B. neigt nasses Fell immer mehr zum Verfilzen als trockenes, da es aufquillt und weich wird.

 

Leidiges Thema - die Ohrenpflege

Leider wachsen bei Hunden mit wolligem Haar die Haare auch im Gehörgang. Entfernt man diese Haare im Gehörgang nicht regelmäßig, wächst das Ohr regelrecht zu. Es bildet sich ein dichter Pfropfen aus Haaren, Ohrenschmalz und Dreck. Geht der Hund dann auch noch ins Wasser, kommt noch Feuchtigkeit dazu. In diesem feuchtwarmen Klima fühlen sich schnell alle möglichen Bakterien und Pilzen wohl und es bietet ihnen einen wunderbare Nährboden zur Vermehrung. Eine schwere Ohrenentzündung mit langwieriger Behandlung ist dann häufig die Folge. Deshalb: Schon den Welpen daran gewöhnen, dass er die Prozedur des "Haare aus dem Gehörgang Zupfens" dulden muss. Die wenigen Haare, welche nach 2 Wochen nachgewachsen sind, auszuzupfen ist schonender, als damit wochenlang zu warten und dann ganze Büschel ausreisen zu müssen. Wartet man zu lange, wird durch das Auszupfen so großer Haarmengen der Gehörgang zu sehr gereizt, auch daraus kann sich dann wieder eine Entzündung entwickeln. Zupft man öfter, aber dann eben wenige Haare, gibt es in der Regel keine Probleme mit den Ohren. Beim Zupfen hilft ein spezielles Ohr-Puder, welches die Haare etwas stumpfer macht, damit man sie besser greifen kann. 

Man kann die Haare einfach mit den Fingern zupfen, oder spezielle Zupfzangen zu Hilfe nehmen. Mit was man persönlich am Besten zurecht kommt, muss man einfach selbst ausprobieren, aber egal wie - die Haare müssen raus!

 

Pflege der Genitalregion 

Um Verklebungen und Verschmutzungen zu vermeiden, sollten die Haare um die Analregion und die Genitalien möglichst kurz gehalten werden - auch bei Hunden mit längerem Ausstellungsfell.

 

Krallenpflege 

Bei vielen Lagotti sind die Krallen derart kräftig und hart, dass sie sich allein durch Laufen nicht genügend abnutzen bzw. kurz laufen. Deshalb ist es nötig die Krallen alle paar Wochen zu kontrollieren und ggf. mit einer Krallenzange zu kürzen.

So entspannt kann das Schneiden eines Welpen von Statten gehen, wenn die Welpen von klein auf an das Procedere gewöhnt werden: